Was bedeutet mir das Kulturnetzwerk?

31.01.2023 16:43
#1
As

Kulturnetzwerk
Ich habe Silvia Hoffmann 2021 in Berlin kennengelernt. Sie stellte sich und ihr Kulturnetzwerk vor.Sie hatte es von Ruth Fricke übernommen, die ich in den späten 90-er Jahren kennen- und schätzengelernt hatte.
Silvia überraschte mich mit ihrem Zugang zu Kunst und Kultur. Jede kreative Äußerung, sei es ein ausgemaltes Mandala, eine Bleistiftskizze, ein Gedicht mit und ohne Versmaß oder eine Geschichte, die im Irgendwo anfängt und im Nirgendwo endet, ist für sie Ausdruck von Individualität und Einzigartigkeit. Damit ist sie ein Teil unserer Kultur. Das ist ein bemerkenswerter Ansatz und ich spüre, dass ich mich in ihm wiederfinde.
Ich bin nun bereit, ein wenig von mir literarisch zu verarbeiten, hier, im Kulturnetzwerk, das mir einen geschützten Raum bietet. Hier bin ich unter Psychiatie-Erfahrenen und muss mich meiner unzulänglichen Texte und meiner Gefühle nicht schämen.
Die Möglichkeit, sich zu verschiedenen PE-Themen mit anderen auszutauschen, ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Kulturnetzwerkes. Wir vernetzen uns immer mehr auch deutschlandweit und tragen dazu bei, dass sich die verschiedenen Psychiatrie-Szenen unterschiedlicher Bundesländer austauschen. Das ist für mich Kultur.
Auch das Erlernen einer gesunden Streitkultur ist wichtig. Ich lerne wieder, meinen Standpunkt zu vertreten. Neu ist im Kulturnetzwerk für mich, dass vorsichtig und wertschätzend mit mir umgegangen wird, denn das trägt zu meiner Gesundung bei. Ich bin froh, Teil des Kulturnetzwerkes geworden zu sein und werde es, so gut ich kann, in Zukunft unterstützen.
Mich würde an dieser Stelle interessieren: Was bedeutet das Kulturnetzwerk für Euch oder was versteht Ihr darunter? Das wäre vielleicht ein Thema für ein ZOOM-Meeting... Astrid Braune


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02.02.2023 11:09
#2
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05.02.2023 13:31
#3
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Ich habe es so in Worte gefasst:


Das BPe-Kulturnetzwerk, ist eine Betroffenenvernetzung/Bewegung, die vor allem Langzeitbetroffenen Raum bietet (aber auch Kurzzeit- oder Einmalbetroffene), ihre eigenen kulturellen Bedürfnisse zu erkennen und zu leben. Wir sehen uns als „moderne“ SelbstHilfe.
Das BPe-Kulturnetzwerk bietet Raum von Ausmalen bis politisches Engagement. Es unterstützt dabei, die eigene Betroffenheit zu akzeptieren, um den Fokus auf die eigenen authentischen Kulturbedürfnisse zu richten (Wir sind nicht unsere Diagnosen).
Wir verstehen uns unbedingt „auch“ als vorsorgendes Netzwerk zur seelischen Gesundheit (das bedarf keiner Diagnose, wir sind inklusiv).
Das Netzwerk hat ein fließendes Engagement, aus dem sich Menschen hinein und heraus entwickeln. Das heißt, wir sind immer gerade so wie wir sind, weil Rückzugszeiten, kurzes Engagement, neue Wege, Befindlichkeiten etc. die Zusammensetzung immer wieder verändern. Das ist eine gelebte Willkommenskultur, in der „neu dazu kommende“ und „wiederkommende“ sich nicht im vorhandenen Engagement einpassen müssen, sondern durchaus ihr eigenes Engagement dazu geben können. Hier kann grundsätzlich jede*r eigene Lebensideen einbringen, um individuell daran zu wachsen/dazu zu lernen (auch im Scheitern oder über die eigenen Kräfte hinaus zu überfordern).
Für unserer gemeinsames Tun gilt:
- Unabdingbar ist, dass wir aufeinander achten!
- Konsens anstreben
- Gewaltfreie Kommunikation
- Konflikte besprechen
- Offenheit/Respekt gegenüber individuellen Wahrheiten und anderen Befindlichkeiten
- Gemeinschafts-Sinn
- Wertschätzung
- unabhängige SelbstHilfeStruktur
- los lassen was nicht passt…..


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05.02.2023 22:59
#4
As

Eins hönerAnsatz, deshalbmache ich mit!


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12.02.2023 11:08
#5
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Ich habe jetzt ein paar Bilder hochgeladen. Außerdem habe ich mich zu meinen psychisch Krisen und zur Selbsthilfe geäußert. Das Kulturnetzwerk ist einfach eine "schöne, gute Plattform". Später schreibe ich noch mehr. Eine schönen Sonntag wünsche ich EUCH noch.


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19.02.2023 18:47
#6
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Eine interessante Website - zum Austauschen, Lernen, Kontakte knüpfen.
Zugang zu anderen "Erfahrenen", inwiefern auch immer.
Und zum Staunen, was andere für Bilder erstellen.


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21.02.2023 17:25
#7
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Für mich ist das Kulturnetzwerk ein Forum, wo ich mich über Kunst und Literatur austauschen und andere Künstler*innen kennenlernen kann, die, wie ich selbst, psychiatrieerfahren sind. Ich möchte über den Konflikt zwischen der Qualitätsfrage und der reinen Akzeptanz eines Werkes, weil es von einem fühlenden, leidenden Menschen erschaffen worden ist - unabhängig von seinem ästhetischen Anspruch, diskutieren. In dem Artikel in der Psychosozialen Umschau habe ich über das BPE-Kulturnetzwerk geschrieben: "Bewertungen wie 'gut' oder 'schlecht' sind tabu, die handwerkliche Finesse ist zweitrangig, der 'künstlerische Wert', ohnehin ein sehr schwammiges Kriterium, verschiedener Werke wird nicht verglichen." Ein paar Tage später habe ich dann aber hier in diesem Forum einen jungen Autorenkollegen verletzt, weil ich sein Buch öffentlich kritisiert habe. Dies ist ein noch ungelöster Konflikt für mich. Wieweit geht die unbedingte Solidarität miteinander, weil wir alle psychiatrieerfahren sind? Wo dürfen wir uns vom Werk eines anderen auch abgrenzen? Vielleicht ist es eine Frage des Ausdrucks, der Formulierung. Für mich ist der künstlerische Gestaltung eines Buches, eines Bildes, sehr wichtig. Hier nachzufragen, darin liegt für mich ein Reiz des Kulturnetzwerks. Außerdem finde ich es immer toll, wenn Künstler*Innen mit Psychiatrieerfahrung es schaffen, die Schallmauer des Nischendaseins zu durchbrechen und auch ein Publikum außerhalb der Psychiatrieszene zu ereichen.


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23.03.2023 21:24
#8
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Das Kulturnetzwerk hat einen sehr großen Stellenwert für mich. Hier kann ich - jenseits der Leistungsgesellschaft, in der man meist studiert haben müsse - mich erproben, z.B. in zwischenmenschlichen Begegnungen; ich habe wieder Anreize, an kreativ-Projekten teilzunehmen, was mich sehr erfüllt:) Auch kann jede:r seine Ideen einbringen, Werke teilen, sich über Schaffensweisen austauschen, in respektvoller Weise. Danke!


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